Wie belastbar ist ein halbes Herz?

Patienten treten im MRT in die Pedale

Studie zu Problemen bei „Fontan-Zirkulation“ 

Fünf bis acht Prozent aller Kinder, die mit einem schweren Herzfehler zur Welt kommen, haben statt zwei Herzkammern nur eine funktionstüchtige Herzkammer. Weil dieser Herzfehler so komplex ist, müssen die kleinen Patienten in ihren ersten Lebensjahren mehrmals operiert werden. Bei diesen Operationen leiten die Kinderherzchirurgen den Lungenblutfluss um. Ziel ist, dass die Herzkammer die Aufgabe übernimmt, den Körperkreislauf mit Blut und die Organe mit Sauerstoff zu versorgen. Es entsteht die sogenannte „Fontan-Zirkulation“. Doch dieser durch mehrere Operationen aufgebaute Kreislauf bringt im Laufe des Lebens vielfältige Probleme mit sich. Häufig sind die Patienten körperlich nicht sehr belastbar. Die eingeschränkte Belastbarkeit ist aus Sicht der Ärzte ein besonderes Problem.

Wie wir helfen

kinderherzen forscht an der Universitätsklinik Gießen. Dort untersuchen wir die Veränderung von Herzfunktion und Lungenblutfluss unter Belastung mittels Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, „MRT“). Damit setzen wir neue Maßstäbe. Denn üblicherweise erfolgt das MRT bei Fontan-Patienten nur unter Ruhebedingungen.

Wir haben ein spezielles Fahrrad-Ergometer mit dem MRT kombiniert. Die Patienten liegen im MRT, ihre Füße sind an Pedalen angebracht, die Füße bewegen sich wie auf einem normalen Fahrrad. Untersucht werden Patienten ab 14 Jahren.

Herzpatient liegt im MRT und tritt in die Pedale

Spezielles MRT mit Pedalen

Therapie individuell anpassen

Die Wissenschaftler machen Aufnahmen des Herzens und der Gefäße im Ruhezustand und unter Belastung. Während der Untersuchung überwachen sie kontinuierlich die Herzfrequenz, den Blutdruck und die Sauerstoffsättigung. Die Ergebnisse sollen helfen, die Ursachen für die geringere Belastbarkeit der Fontan-Patienten besser zu verstehen. Die Ärzte wollen Funktionseinschränkungen der Herzkammer, die im Ruhezustand nicht auffallen, frühzeitig erkennen und die Therapie der Patienten individuell anpassen.

Logo kinderherzenKleine Herzpatienten werden groß. Helfen Sie uns! Damit auch erwachsene Herzpatienten ein lebenswertes Leben führen können!

kinderherzen-Forschung

Relativ neue Patientengruppe für die Kardiologie

Kinder, die mit einem schweren Herzfehler zur Welt kommen, haben inzwischen dank des medizinischen Fortschritts gute Überlebenschancen. Sie werden erwachsen. Doch die steigende Zahl von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler stellt die Ärzte vor neue Herausforderungen. Nun muss die Wissenschaft sich mit den im Laufe des Lebens auftretenden Herzproblemen beschäftigen. Die Patienten werden in die Forschung einbezogen.

Forschungsziele auf einen Blick:

  • Neue Erkenntnisse zur eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit bei Patienten mit lediglich einer funktionstüchtigen Herzkammer
  • Frühzeitiges Erkennen von Funktionseinschränkungen der Herzkammer, die im Ruhezustand nicht auffallen
  • Frühzeitiges Erkennen einer reduzierten Lungendurchblutung
  • Individuelle Anpassung der Therapie von Fontan-Herzpatienten

Daten und Fakten

Ausführlicher Titel„Analyse der myokardialen Funktionsreserve des aortopulmonalen Kollateralflusses und des ventrikulo-arteriellen Couplings bei Patienten mit Fontan-Zirkulation mittels Belastungsuntersuchungen im Kardio-MRT“
Projekt-Nr.W-GI-017/2013
StandortUniversitätsklinikum Gießen und Marburg
LaufzeitMai 2015 bis November 2017
Kosten111.250 Euro
Dr. Latus

kinderherzen-Experte
Dr. Heiner Latus

„Aus Herzkindern werden junge Erwachsene. Dadurch entstehen neue Forschungsansätze. Nun untersuchen wir die Langzeitfolgen angeborener Herzfehler. Dies bedarf der aktiven Mithilfe jedes einzelnen Patienten. Das macht die klinische Forschung so spannend.“

Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler am Universitätsklinikum Gießen