Können MRT und genetische Bluttests als Frühwarnsystem helfen?
Jeden Tag kommen 19 Kinder mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. Die Herzen einiger Kinder sind unheilbar krank, so dass nur ein neues Herz ihr Leben retten kann – eine Herztransplantation ist die letzte Chance. Für die herzkranken Patienten und ihre Familien geht das Warten und Bangen los – ein passendes Spenderherz zu finden, kann Jahre dauern. Wenn die gute Nachricht endlich kommt, sind alle erleichtert.
Risiken für herzkranke Kinder nach der Herztransplantation
Doch auch nach dem erfolgreichen Einsetzen des neuen Herzens geht das Bangen weiter. Im schlimmsten Fall akzeptiert das Immunsystem des Kindes das Spenderherz nicht und stößt es ab.
Um Abstoßungen möglichst früh zu erkennen, werden bisher im ersten Jahr nach der Transplantation mehrere Herzkathetereingriffe unter Röntgenstrahlung durchgeführt. Dabei werden die Kinder in Narkose versetzt. Mit einer Biopsiezange entnehmen die Ärzte Proben direkt aus dem Herzmuskel.
Für die herzkranken Kinder bedeutet das: Risiken, Krankenhausaufenthalt und Schmerzen. Besonders der erneute Klinikaufenthalt wird von der gesamten Familie oft extrem traumatisch und belastend empfunden.
Früherkennung als einzige Chance
Wir wollen den herzkranken Kindern und ihren Familien diese Belastungen, Risiken und Schmerzen ersparen und Abstoßungen frühzeitig erkennen.
Seit Jahren arbeiten die Kinderherzspezialisten der Freiburger Uniklinik unter der Leitung von Frau Prof. Brigitte Stiller an Alternativen zu dem belastenden Verfahren. So konnte durch moderne Echokardiographie-Methoden und regelmäßige sehr spezielle Blutuntersuchungen die Anzahl der Herzkatheterisierungen bereits reduziert werden.
kinderherzen startet Pilotprojekt
kinderherzen erforscht nun diese zwei neuen Wege der Früherkennung einer Abstoßungsreaktion weiter.
Bei 20 Kindern soll ab Dezember 2020 zu drei Zeitpunkten eine neuartige Diagnostik erfolgen, die nicht-invasiv ist, ohne Herzkatheter auskommt und ambulant durchgeführt werden kann.
kinderherzen-Forschung geht neue Wege
Wie gehen wir vor?
Geplant sind sowohl eine neuartige Gewebe-MRT-Untersuchung (= Kernspintomographie mit neu programmierten Sequenzen) als auch ein genetischer Bluttest. Diese Untersuchungen werden in Zeitabständen von 3 Wochen, 3 Monaten und 12 Monaten nach der Herztransplantation durchgeführt.
Bluttest als Frühwarnsystem
Bei dem genetischen Bluttest (liquid biopsy) handelt es sich um eine Blutentnahme aus der Vene, bei der Spuren der Spender-DNA bei den Patienten nachgewiesen werden können. Eine minimale Menge Spender-DNA ist nach jeder Transplantation eines soliden Organes nachweisbar und normal.
Sollte die Menge der Spender-DNA im Blut jedoch deutlich ansteigen, spricht das für den Zerfall von Herzmuskelzellen des Spenderherzens. So hoffen wir – bereits in der Frühphase, wenn zunächst bei den Kindern nur unspezifische leichte Symptome vorliegen – durch den Anstieg der zellfreien Spender-DNA im peripheren Blut eine beginnende Abstoßungsreaktion früh zu erkennen.
Diese könnte unmittelbar medikamentös behandelt werden, bevor ein bleibender Schaden am neuen Herzen auftritt. Auf diese Weise könnten später auch langfristig chronische Abstoßungsreaktionen erkannt und behandelt werden.
Individuelle MRT-Werte verdeutlichen Abweichungen
Ähnlich sieht es mit den neuen MRT-Sequenzen aus. Durch die drei Untersuchungen im ersten Jahr nach der Transplantation möchten wir die Anpassung des neuen Herzens im Kinde studieren und einen individuellen „Null-Wert“ für jedes Kind erstellen.
Wenn dann später erste verdächtige Symptome auftreten, die ähnlich wie ein Infekt mit Schwäche, Tachykardie oder einfach nur mehrtägigem Erbrechen einhergehen können, könnte ein MRT Klarheit schaffen.
Falls lediglich ein Infekt vorliegt, sehen die Ärzte auf dem MRT keine Veränderung des individuellen „Null-Werts“. Im Abstoßungsfall rechnen wir jedoch mit veränderten MRT-Signalen, da vermehrt Wasser in die Herzmuskelzellen eingedrungen ist.
Hoffnung für Kinder nach der Herztransplantation
Gelingt es in diesem Pilotprojekt die Wirksamkeit und Zuverlässigkeit dieser beiden Methoden zu zeigen, sollen die neuen Untersuchungsmethoden auch weiteren herztransplantierten Kindern zunächst in multizentrischen Studien zugänglich gemacht werden.
Langfristig könnten die neuen Methoden das Überleben und die Lebensqualität der transplantierten Herzkinder und deren Familien nachhaltig verbessern.
Ihre Spende hilft und gibt herzkranken Kindern eine Chance auf ein besseres Leben.