Einfluss auf Herz-Kreislauf-Fitness
Es gibt viele Risikofaktoren für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, die einen starken Einfluss auf die Gesundheit und somit die Lebensqualität der Menschen haben.
Neben den altbekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Zuckererkrankung, Fettstoffwechselstörungen und Rauchen hat zunehmend die sogenannte Herz-Kreislauf-Fitness einen Einfluss auf die Lebensdauer von Menschen. Die Herz-Kreislauf-Fitness beschreibt ganz allgemein die Leistungsfähigkeit eines Menschen und lässt somit Rückschlüsse auf seine Belastbarkeit im Alltag zu. Mit Hilfe von Belastungstests kann die Leistungsfähigkeit gemessen werden. Da diese jedoch häufig sehr personal- und zeitaufwändig, kompliziert und teuer sind, wird die Herz-Kreislauf-Fitness nur selten in der Routine erhoben, obwohl bereits kleine Veränderungen Hinweise für eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes eines Menschen liefern können.
Ein ganz alltägliches Maß, um die körperlichen Leistungsfähigkeit zu bestimmen, ist das Treppensteigen. Die Frage, wie viele Treppen man ohne Pause steigen kann, ist sicherlich jedem Arzt und Patienten bekannt. Bei dem so im Gespräch erhobenen Maß handelt es sich jedoch nicht um einen definierten Messwert, den man vergleichen kann, da Menschen unterschiedlich schnell die Stufen bzw. Treppe hinaufsteigen.
Neuen Untersuchungsstandard etablieren
Ziel unserer Studie ist es daher, das Treppensteigen als Merkmal der körperlichen Leistungsfähigkeit genau messbar und vor allem vergleichbar zu machen. Damit wollen wir einen im Alltag sehr gut verwendbaren Leistungstest erstellen, diesen mit den bereits existierenden, aber teilweise sehr aufwändigen Testvarianten vergleichen und standardisieren.
Mit Hilfe unserer wissenschaftlichen Untersuchung soll dieser Treppensteigtest klinisch erprobt und exakt definiert werden. Er muss mit möglichst wenigen Hilfsmitteln überall durchführbar sein, damit er eine
weite Verbreitung fi ndet und als neuer Standard eingeführt werden kann. Gleichzeitig soll durch ihn jedoch die körperliche Leistungsfähigkeit ausreichend und genau gemessen werden. Langfristig sollen die
aufwändigeren Tests, wie zum Beispiel die Spiroergometrie mit Laufband oder Fahrrad, zumindest teilweise abgelöst werden. Statt dessen sollen Patienten mit dem Treppensteigtest objektiv, unkompliziert
und schnell auf ihre Leistungsfähigkeit hin untersucht werden.
Ablauf der Untersuchung
Zunächst werden alle Probanden gründlich untersucht, damit sie keine ernsthaft en Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems haben. Dann werden alle mit den bereits sehr gut etablierten Untersuchungsmethoden zur Leistungsfähigkeit getestet. Hierzu gehört der einfache 6-Minuten-Gehtest, der sich vor allem für schwerer kranke Patienten eignet. Zusätzlich wird eine standardisierte Belastungsuntersuchung des Kreislaufs sowie der Atmung (Spiroergometrie) vorgenommen; diese ist z.B. bei der Bewertung von Leistungssportlern gut bekannt.
Danach erfolgt die Belastung unter standardisierten Bedingungen mit dem Treppensteigtest. Hierzu müssen die Probanden so schnell wie möglich 4 Stockwerke hoch und dann wieder hinuntergehen. Gestoppt wird die Zeit, die sie dafür benötigen, gemessen werden zudem Größe, Gewicht und die Höhe der Stockwerke. Die Gesamtzeit sowie die überwundene Höhe, die die Probanden zurückgelegt haben, werden nun in Beziehung zueinander gesetzt. Hieraus werden standardisierte Werte ermitt elt. Diese werden dann mit den anderen Methoden verglichen, ausgewertet und bewertet. Ein solcher standardisierter Treppensteigtest ist ein unkomplizierter und zuverlässiger Test für kleinere Kliniken, Arztpraxen und andere Einrichtungen (z.B. auch in unterversorgten Ländern, Entwicklungsländern), in denen die teuren und aufwändigen Verfahren
nicht eingesetzt werden können. In einer vorangegangenen Untersuchung unserer Arbeitsgruppe konnte bei gesunden und übergewichtigen Erwachsenen bereits gezeigt werden, dass die beim Treppensteigtest erhobenen Werte sehr gut mit den Werten aus den Vergleichsuntersuchungen der Spiroergometrie und des 6-Minuten-Gehtests übereinstimmten. Das dabei entwickelte Protokoll muss nun auf die Besonderheiten von Kindern und Jugendlichen angepasst werden. Da Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, braucht es für diese Gruppe besondere Normwerte. Zur Überprüfung sollen gesunde Kinder, aber auch solche mit Herz-Kreislauferkrankungen, die eine eingeschränkte Belastbarkeit haben, untersucht werden.