Bei der Operation eines angeborenen Herzfehlers bei Kindern muss für den Zugang zum Herzen meist
auch der davorliegende Thymus komplett oder teilweise (sogenannte Thymektomie) entfernt werden.
Dieses Organ des Immunsystems ist für die Reifung von bestimmten weißen Abwehrzellen zuständig.
Das könnte kurz- oder langfristige Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Immunsystems haben.
Diese Studie hat das Ziel, Risikogruppen zu identifizieren und so die Versorgung und Lebensqualität
über die eigentliche Behandlung des Herzfehlers hinaus zu verbessern.
Risiko für Infektionen steigt im Alter
Viele Kinder mit angeborenem Herzfehler benötigen oft schon in der Neugeborenen- oder Säuglingszeit
eine Herzoperation. Für eine gute Übersicht und einen sicheren Zugang ist es für das Team der Kinder-
herzchirurgie notwendig, das Gewebe zwischen dem Herzen und dem Brustbein zu entfernen. Dabei wird meistens auch der hinter dem Brustbein gelegene Thymus komplett oder zumindest in Teilen entnommen. Die Entfernung des Thymus (sogenannte Thymektomie) wurde bisher über die letzten Jahrzehnte für unbedenklich gehalten. Wissenschaftliche Studien haben jedoch in den letzten Jahren zunehmend gezeigt, dass die Entfernung des Thymus keineswegs unproblematisch ist, sondern kurz- oder langfristige Auswirkungen auf das Immunsystem haben könnte. So hatten Erwachsene mit angeborenem Herzfehler nach Thymektomie ein erhöhtes Risiko für Infektionen, Krebserkrankungen oder auch Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise den eigenen Körper angreift.
Vergleich verschiedener Altersgruppen vor und nach der OP
Die Veränderungen des Immunsystems könnten vom Lebensalter des Kindes zum Zeitpunkt der Operation abhängen. Denn das immunologische Gedächtnis entwickelt sich erst nach der Geburt. In dieser sensiblen Phase könnte die Entfernung des Thymus die „normale“ Reifung und Anpassung des Immunsystems auf Umweltfaktoren und damit die Abwehr von Krankheitserregern beeinträchtigen. In der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover untersuchen wir gemeinsam mit Professorin Sarina Ravens aus dem Institut für Immunologie anhand einer kleinen Blutprobe das Immunsystem bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern. Das geschieht zum einen bei älteren Kindern, denen schon in der frühen Kindheit der Thymus entfernt wurde, zum anderen bei Neugeborenen, Säuglingen und jungen Kleinkindern, denen eine Herzoperation mit potentieller Thymektomie bevorsteht. Hier betrachten wir das Immunsystem vor der Operation und verfolgen seine Entwicklung im weiteren Verlauf.
Daten & Fakten: Wichtiges auf einen Blick
Projektnummer:
W-H-017/2022
Ausführlicher Projekttitel:
Frühkindliche Thymektomie bei Kinderherz-
operationen: Ist einem normalen Reifungs-
prozesse des Immunsystems anschließend
noch möglich?
Projektlaufzeit:
01.10.2023 – 31.03.2026
Kosten:
241.156,00 Euro
Projektstandort:
Medizinische Hochschule Hannover
Studienziele auf einen Blick:
- Identifizierung von Risikogruppen oder be-
stimmten Herzfehlern für besonders ausge-
prägte Veränderungen des Immunsystems - Überprüfung des Aufbaus eines ausreichen-
den Immunschutzes durch reguläre Impfun-
gen auch nach Entfernung des Thymus - Entwicklung individuell angepasster Thera-
piestrategien und spezieller Präventionsmaß-
nahmen für Risikogruppen, um die Verände-
rungen des Immunsystems abzumildern oder
zu verhindern